Arbeit4.0

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Wer schreibt dieses Blog?

Beim Dehner-Verdi-Infoblog arbeiten Gewerkschaftsmitglieder und KollegInnen aus unterschiedlichen Bereichen und Märkten mit. Mit unseren Beiträgen wollen wir für mehr Information im Unternehmen sorgen und allen KollegInnen eine Plattform zum Austausch geben.

Sonntag, 22. November 2015

"früher war ich müde, heute kaputt!"

Ein kleiner Bericht zum Thema Arbeitsverdichtung...


Arbeit ist das halbe Leben, heißt es, doch diese Hälfte wird immer größer und immer anstrengender. Stress, Hetzte, Überstunden, Termin- und Leistungsdruck sind heute üblich. Immer häufiger führt das Arbeitsleben zu Depression und Frühverrentung. Höchste Zeit also für ein Anti-Stress-Gesetz. Arbeitsministerin Andrea Nahles allerdings will lieber nichts überstürzen. CDU-Vize Michael Fuchs findet das gar eine "dekadente" Idee...

Fuchs ist gegen ein Gesetz, das den Feierabend der Arbeitnehmer vor dem Zugriff ihres Chefs schützt. "Solch realitätsfremde Ideen können sich nur dekadente Gesellschaften leisten", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion.
Das Wörterbuch der deutschen Sprache definiert Dekadenz als "kulturellen Verfall, der sich in einer übertriebenen Verfeinerung des Geistes und der Sinne äußert".

Wie sieht das Leben im "dekadenten Deutschland heute aus?
Die Fakten sind mal wieder eindeutig. Zum einen wird die Arbeit immer produktiver. Pro Arbeitsstunde wird heute in der Industrie doppelt so viel produziert wie noch 1991. Man könnte also Arbeitszeit mit vollem Lohnausgleich reduzieren und gleichzeitig die Arbeit entspannter gestallten!

Aber so ist es nicht. 

Denn nicht die Produktivität zählt für die Unternehmen, sondern die Rentabilität. 

Profit geht vor Lebensglück! 

Immer mehr Jobs sind unsicher und zeitlich befristet, was die Angst vor Job-Verlust schürt!

Immer weniger Menschen sind durch Tarifverträge geschützt, sondern ihrem Arbeitgeber ausgeliefert. 

Schichtdienst, Nacht- und Wochenend-Arbeit nehmen zu, mehr als jeder vierte Deutsche arbeitet laut Eurostat regelmäßig am Abend!

Die Angst vor Hartz IV tut ihr Übriges, um die Menschen gefügig zu machen.
Nach einer Umfrage der Ersatzkrankenkassen muss jeder fünfte Arbeitnehmer auch nach Feierabend dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz klagt die Hälfte der Deutschen über wachsenden Stress im Job. Jeder zweite Befragte leidet unter ständigem Termin- und Leistungsdruck. Jeder Vierte verzichtet auf eine Pause!

Den Turbo-Kapitalismus halten viele nicht lange aus: Burn-out, Depressionen, psychische Probleme sind die Folgen, die auch wirtschaftlich verheerend sind. 


Die Arbeitszeit muss nach den Bedürfnissen der Beschäftigten ausgerichtet werden.
  
Abend-, Wochenend- und Schichtarbeit darf es nur geben, wenn es unvermeidlich ist.

Im Betriebsverfassungsgesetz sind erzwingbare Rechte einzuführen, durch die die Belegschaften bei der Gestaltung von Arbeitsaufgaben, Arbeitsorganisation und Arbeitsumfeld mitbestimmen können.

Sonntag, 8. November 2015

Vertrauen ist gut, Betriebsrat ist besser!

Aufgaben, Rechte und Pflichten des Betriebsrats


Betriebsräte werden von der Belegschaft zur Vertretung ihrer Interessen gegenüber dem Arbeitgeber gewählt.Ohne Betriebsrat sind die Beschäftigten auf das Wohlwollen ihrer Vorgesetzten und Chefs angewiesen.

 Durch die Wahl verfügt der Betriebsrat über eine gesetzliche Legitimation  und damit über besondere gesetzlich gewährleistete Rechte.
Das Verfahren für die Wahl eines Betriebsrats und seine Mitbestimmungsrechte sind im Betriebsverfassungsgesetz geregelt.

Auch dem Betriebsrat ist an einer positiven Entwicklung des Unternehmens gelegen.
Als organisierte Interessenvertretung der Belegschaft kann er aktiv dazu beitragen. Zugleich gibt er Auskunft über den Stand der Dinge im Betrieb und trägt so zu mehr Transparenz bei. Die Rechte der Beschäftigten können nur von einem Betriebsrat nachhaltig und wirksam vertreten werden!

Schutzaufgaben

Der Betriebsrat sorgt dafür, dass die Beschäftigten gerecht behandelt werden!
  • Er ist das Sprachrohr der Belegschaft, insbesondere für diejenigen Beschäftigten, die ihre Interessen gegenüber dem Arbeitgeber nicht selbst vertreten können
  • Er nimmt Beschwerden der Beschäftigten entgegen und versucht beim Arbeitgeber für Abhilfe zu sorgen, sofern die Beschwerden berechtigt erscheinen

Gestaltungsaufgaben

Der Betriebsrat hat ein starkes Initiativrecht und kann dem Arbeitgeber eigene Verbesserungsvorschläge unterbreiten!
  • Fragen der betrieblichen Lohngestaltung und Lohngrundsätze
  • Fragen der Ordnung im Betrieb (Handhabung von Raucherpausen, Dienstkleidung)
  • Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit, einschließlich der Pausen sowie Verteilung der Arbeitszeit auf die einzelnen Wochentage
  • Vorübergehende Verlängerung oder Verkürzung der täglichen Arbeitszeit sowie der Umgang mit Überstunden/Minusstunden und deren Abbau

In all diesen Punkten muss der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat eine Einigung erzielen und kann nicht alleine entscheiden und anweisen!


Mitwirkungsrecht bei personellen Einzelmaßnahmen

  • Der Betriebsrat ist vor jeder Einstellung, Versetzung, Kündigung, Eingruppierung und Umgruppierung anzuhören. Jede Maßnahme ohne Anhörung des Betriebsrats ist unwirksam!
  • Widerspricht der Betriebsrat einer Kündigung, kann der Arbeitgeber trotzdem kündigen. Der gekündigte Beschäftigte hat aber in dem Fall Anspruch auf Weiterbeschäftigung, wenn er beim Arbeitsgericht eine Feststellungsklage einreicht
  • Dem Betriebsrat stehen Rechtsmittel zur Verfügung, um die Interessen der Beschäftigten durchzusetzen

Überwachungsaufgaben

  • Der Betriebsrat sorgt dafür, dass Gesetze, Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen und Unfallverhütungsvorschriften zugunsten der Arbeitnehmer im Betrieb eingehalten werden
  • Damit der Arbeitgeber "ungemütliche" Betriebsräte nicht nach Belieben loswerden kann, haben Betriebsräte einen besonderen Kündigungsschutz. Weiterhin muss der Arbeitgeber die Betriebsräte für die Betriebsratsarbeit unter Fortzahlung des Gehaltes von der Arbeit freistellen.

Der Arbeitgeber darf Betriebsräte weder benachteiligen noch bevorzugen!